mein Reisebilderbuch Manfred Bittner
Nach oben

Zurück

Portugal - Lissabon
Im März 2012 wurde ich eingeladen, bei unserem Partner in Lissabon ein Training durchzuführen. Dabei hatte ich auch Gelegenheit, die Stadt und die Menschen kennen zu lernen. Ich war das erste Mal in portu- giesischen Landen und daher sehr gepannt, was mich erwartete. Dass die Sprache mit Spanisch nicht viel gemein hatte, wusste ich schon von meiner Südamerika-Reise nach Sao Paulo in Brasilien. Bei meinem zweiten Besuch Ende Oktober 2015 hatte ich nicht nur weniger Zeit für einen Stadtbummel, das Wetter war auch recht trüb und regnerisch. Lissabon ist die Hauptstadt und die größte Stadt Portugals und liegt an einer Bucht der Flussmündung des Tejo im äußersten Südwesten Europas an der Atlantikküste der Iberischen Halbinsel. Man sagt, dass die Phönizier ab ca. 1200 v. Chr. in Portugal Stützpunkte gegründet hatten, vermutlich auch an der Stelle des heutigen Lissabon. Sie und später die Karthager sollen den Platz Alis Ubbo (dt. ‚fröhliche Meer- esbucht‘ bzw. ‚lustiger Meeresbusen‘) genannt und als einzigen großen Naturhafen genutzt haben. Archäologisch konnte dies bisher allerdings nicht nachgewiesen werden. Dafür fand man griechische Siedlungsspuren. Der Name einer solchen Siedlung ist allerdings unbekannt. In späterer Zeit galt die Stadt als als eine Gründung des Odysseus. Ab ca. 200 v.Chr. unter römischer Herrschaft, wurde Lissabon um 719 von muslimischen Mauren erobert und erlebte den ersten großen Aufschwung. Danach versuchten die Christen immer wieder vergeblich, die Stadt zurück zu erobern. Erst bei der erfolgreichen Belagerung im Jahr 1147 konnte Lissabon endgültig von den Christen eingenommen werden. Im Jahr 1344 erschütterte ein Erdbeben die Stadt, danach wütete die Pest und dezimierte auch radikal die Bevölkerung der Stadt. Unter der Herrschaft Manuels I. entwickelte sich Lissabon zu einem führenden Zentrum des Welthandels. 1499 wurde hier Vasco da Gama nach seiner ersten Indienreise ein triumphaler Empfang bereitet. Auch durch die Ausbeutung der portugiesischen Kolonien wuchsen Handel und Gewerbe und um 1500 sprach man von der ersten Blüte der Stadt. Der Lissaboner Hafen war in der damaligen Zeit einer der größten der Erde. In der Mitte des 16. Jh. forderte eine Pestepidemie um die 60.000 Opfer. Ebensoviele Menschen kamen bei dem großen Erdbeben vom 1. 11. 1755 und der anschließenden Springflut (Tsunami) ums Leben. Die Stadt Lissabon wurde durch das Beben der Stärke 8,7 bis 9,0 (Richter Skala) zu zwei Dritteln zerstört. Planmäßig wiederaufgebaut wurde die Stadt von dem Markgrafen von Pombal. Besonders typisch für diesen Wiederaufbau ist die Baixa, die Unterstadt, mit ihren rechtwinklig angelegten Straßen im Bereich um die Rua Augusta. Im Oktober 1910 wurde die erste Republik ausgerufen, die 1926 durch einen Militärputsch ein Ende fand. Im Jahre 1933 gründete António de Oliveira Salazar den „Estado Novo“, eine konservativ autoritäre Diktatur. Ein weiterer Militärputsch 1974 führte in der Folge zu der sogenannten “Nelkenrevolution”. Portugal ent- wickelte sich danach zu einer parlamentarischen Republik. Ich habe Lissabon als moderne Stadt erlebt, in der die alten Viertel noch die Ausstrahlung der alteuropäi- schen Hauptstadt haben. Ich mochte die schmalen alten Gassen in der Baixa, Alfama, Bairro Alto und Chiado mit ihrem maroden Charakter und dem alten Charme. Die schnuckeligen Straßenbahnen, meist nur aus einem Triebwagen bestehend, kurven klappernd und quietschend durch die Straßen und daneben pulsiert das Leben. Besonders Nachts sind die alten Viertel sehr belebt, in der Bairro Alto gibt es ein kleines Restaurant neben dem anderen. Ebenso schön fand ich das Café Brasileira, wo der Dichter Fernando Pessoa gerne verkehrte. Überall gibt es kleine Läden und Geschäfte, eingekauft wird jedoch meist in den großen Supermärkten und Einkaufszent- ren, wie dem El Corte Inglés im Bild rechts. Die Rua Augusta führt vom Platz D. Pedros IV. oder Rossio in einer schnurgeraden Linie durch den Arco Triunfal direkt zum Praca do Comercio. Dieser Platz, direkt an den Gestaden des Tejo gelegen, zählt zu den eindrucksvollsten in Europa. Bis 1755 befand sich hier der Königspalast von Manuel I. und alle Könige und wichtigen Gäste, die mit dem Schiff nach Lissabon kamen, wurden hier empfangen. In der Platzmitte steht das Denkmal von José I., welcher Minister Pombal nach dem großen Erdbeben freie Hand für den Wiederaufbau gelassen hatte. Das 30 Tonnen schwere Reiterstandbild war das erste Bronze- Denkmal, das in Portugal gegossen wurde. Es wurde 1775 aufgestellt. Die Lissabonner Kathedrale Se Patriarcal ist die älteste Kirche der Stadt. Mit ihren zwei zinnengekrönten Türmen erinnert sie eher an eine Festung als an eine Kirche. An der Stelle einer alten Moschee entstand 1147 die erste Kirche. Sie wurde durch das Erdbeben 1344 zerstört. Die neue Kirche überstand das Beben von 1755 mit schweren Schäden und wurde danach wieder renoviert und ausgebaut. Der Elevador de Santa Justa, auch Elevador do Carmo genannt, ist ein Personenaufzug, der den Stadt- teil Baixa mit dem höhergelegenen Stadtteil Chiado verbindet. Die Eisenkonstruktion stammt aus 1902 und wurde nach den Plänen von Raoul Mesnier de Ponsard errichtet. Ursprünglich wurde er von einer Dampf- maschine angetrieben, seit 1907 wird ein Elektromotor verwendet. Der Aufzug ist 45m hoch und hat zwei original mit Holz dekorierte und mit Glasscheiben und Messingbeschlägen ausgestattete Kabinen, die je 24 Personen fassen. Die Fahrkarte kostete 2012 noch 5,-- Euro und war für zwei Fahrten gültig, sowie den Zutritt zu der über dem Schacht gelegenen Aussichtsplattform. Auf diese gelangt man über eine recht enge, schmiedeeiserne Wendeltreppe und hat von dort einen tollen Blick über das gesamte Stadtzentrum. Am oberen Ausgang befindet sich ein Café mit ebenso herrlicher Aussicht und der Übergang zum Praco do Carmo, welcher direkt an der zerstörten Igreja do Carmo vorbei führt. Die Ruine kann gegen Eintrittsge- bühr auch besichtigt werden, worauf ich diesmal aber verzichtete. Weithin sichtbar erhebt sich östlich vom Stadtzentrum die imposante Burg Castelo de São Jorge. Die ersten Spuren stammen von 1500 v.Chr. aus einer eisenzeitlichen Siedlung, die um das Jahr 205 v. Chr. von den Römern besetzt wurde. Sie wurde in der Vergangenheit als Wehrkastell genutzt und nach der Einnahme durch Portugals ersten König Alfonso Henriques im Jahr 1147 mehrfach umgebaut und erweitert. Ihr Name geht auf den drachentötenden Hl. Georg, den Schutzpatron Portugals zurück. Auf dem 110m hohen Hügel kann man neben der Burg durch die engen, beschaulichen Gässchen abseits vom Touristen- trubel spazieren. Die Burganlage kann gegen Eintrittsgebühr von Euro 7,50 (2012) betreten und besichtigt werden. Dafür wird der Besucher mit einer unvergleichlich schönen Aussicht auf die Stadt belohnt. In einem Turm der Burg, dem Torre do Tombo, befand sich die königliche Urkundensammlung. Dieser wurde bei dem Erdbeben von 1755 weitgehend zerstört. Im Innenhof der Burgruine findet man einige ruhigere Winkel in denen Brunnen plätschern. In einem Teil des ehemaligen Königspalastes befindet sich eine Gast- stätte. Weiters gibt es ein Museum und Camara-Escuro-Vorführungen, bei denen aktuelles Geschehen auf Lissabons Straßen über Spiegel auf eine Bildfläche in einem der Türme projiziert wird. Von der Burg aus kann man auch den Praco do Comercio am Ufer des Tejo sehr gut erkennen. Das Kloster Mosteiro de Sao Vincente de Fora wurde 1147 von Alfons I. von Portugal gegründet und war eine der bedeutendsten kirchlichen Bauwerke außerhalb der Stadtmauern. Es ist dem heiligen Vincent von Saragossa geweiht. Das wohl berühmteste Bauwerk und Wahrzeichen Lissabons ist der Torre de Belém. Er wurde 1515 als Leuchtturm und Verteidigungsfestung auf einer kleinen, dem Tejo-Ufer vorgelagerten Insel errichtet. Ältere Bilder zeigen den Turm noch weitab vom Festland, vom Wasser des Tejo umspült. Durch Uferverlagerungen steht der Turm heute auf dem Festland direkt am Fluss, ein Steg führt über ein künstliches Becken zum Eingang. Die Bastion hat ihren eigenen Charakter durch reiche Ausschmückungen mit Schnurreliefen, schildförmige Zinnen, durchbrochene Balkone und maurische Ausgucke. Die oberste, 35m hohe, freiliegende Etage des Turms ist heute eine Aus- sichtsplattform. Deutlich zu erkennen sind die Elemente der manuelini- schen Ornamentik. Der Turm überstand das schwere Erdbeben und die Flutwelle im 18.Jh. nahezu unbeschadet. Das düstere Innere der Anlage diente bis ins 19. Jahrhundert als Gefängnis und Waffenlager. Seit dem Jahr 1983 zählt der Torre de Belém zum Weltkulturerbe der UNESCO. Nicht weit davon und zu Fuß bequem erreichbar liegt das Kloster Mosteiro dos Jerónimos. Auf einer Länge von fast 300m erstreckt sich das wohl berühmteste Gebäude Portugals. Anfangs lag die Klosteranlage direkt am Fluss, doch eine all- mähliche, natürliche und später künstliche Verlagerung des Ufers lässt die Nähe zum Tejo nur noch erahnen. Die Wahl des Standortes geht auf ein Hospiz mit der kleinen Kapelle Nossa Senhora de Restelo zurück, von dem die Christusritter zu den ersten großen Entdeckungsfahrten im 15.Jh. aufbrachen. Das Kloster gilt als bedeutendster Bau der Manuelinik. Es wurde von Manuel I. in Auftrag gegeben, kurz nachdem Vasco da Gama von seiner ersten Indienreise zurückgekehrt war, 1501 wurden die Bauarbeiten aufgenommen. Wenn es auch das Erdbeben von 1755 nahezu unbeschadet überstanden hatte, wurde es durch die Trup- pen Napoleon Bonapartes Anfang des 19.Jh. verwüstet. Seit 1983 gehört auch dieses Kloster zum Weltkul- turerbe der UNESCO. Die dem Tejo zugewandte Südfassade der Igreja de Santa Maria wird durch das mit manuelinischem Dekor reich verzierte Südportal geprägt. Der Innenraum der dreischiffigen Hallenkirche ist 92m lang und 22m breit. Das Hauptschiff und die beiden Seitenschiffe haben eine Höhe von 25m. Einen sehr schönen Blick hat man von der Westempore, die man vom Kreuzgang aus erreichen kann. Unter anderem beherbergt das Kloster die Sarkophage von Fernando Pessoa, Vasco da Gama, Luís de Camões und verschiedener portugiesischer Könige. Am Westportal ist auch der Eingang zu dem berühmten Kreuzgang (Claustro), der von Kunsthistorikern schon als der prachtvollste der Welt bezeichnet wurde. Am Sonntag kommt man ohne Eintrittskarte hinein, ich durfte satte 7,-- Euro bezahlen. Der zweistöckige, quadratische Kreuzhof mit jeweils 55m Länge bietet dafür aber auch einen atemberaubenden Anblick. Ich konnte mich an den reichhaltigen Verzierungen kaum sattsehen. Besonders im oberen Kreuzgang ist jede Mittelsäule der Arkadenbögen anders gestaltet, es gibt keine zwei gleichen. In der Nordwestecke steht der Löwenbrunnen mit dem Wappentier des hl. Hieronymus. In der Mitte der nördlichen Kreuzgang-Arkade ist 1985 ein Gedenkstein für den Dichter und Schriftsteller Fernando Pessoa errichtet worden. Im ehemaligen Kapitelsaal ist der bekannte Geschichtsschreiber Alexandre Herculano beigesetzt. Im großräumigen Refektorium, dem ehemaligen Speisesaal an der Nord-West- Seite fallen vor allem die Wandverkleidung mit Fliesen aus dem 17.Jh. und die herrliche Netzgewölbedecke auf. Im westlichen Teil der Klosteranlage sind heute das Marinemuseum und das Museu National de Arqueologica untergebracht.
Castelo de Sao Jorge Aus dem Elevador do Carmo Wappen von Lissabon Joseph I. von Portugal Café A Brasileira Café A Brasileira Igreja do Carmo Rossio, Praca de D. Pedro IV. Erdbeben 1755 Praca do Comercio Aussicht Aussicht vom Castelo de Sao Jorge Souvenir, Castelo de São Jorge Straßenbahn Shopping Center, El Corte Inglés Rua Augusta Arco Triunfal Marquês de Pombal Rossio, Praca de D. Pedro IV. Aussicht vom Elevador do Carmo Elevador do Carmo Se Patriarcal Aussicht von der Burg, Mosteiro de Sao Vincente de Fora Gassen neben der Burg Igreja do Carmo Castelo de São Jorge, Aussicht Castelo de Sao Jorge Castelo de Sao Jorge Castelo de Sao Jorge Castelo de Sao Jorge Torre de Belém Aussicht vom Castelo de Sao Jorge, Praco do Comercio Torre de Belém Torre de Belém Mosteiro dos Jerónimos Mosteiro dos Jerónimos Mosteiro dos Jerónimos, Südportal Mosteiro dos Jerónimos Mosteiro dos Jerónimos Mosteiro dos Jerónimos Mosteiro dos Jerónimos Mosteiro dos Jerónimos Mosteiro dos Jerónimos Mosteiro dos Jerónimos Mosteiro dos Jerónimos, Sarkophag von Vasco da Gama
Bilder zum Vergrößern bitte anklicken
Lokale Uhrzeit: