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China - Peking, Sommerpalast
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Im Zuge meiner Dienstreise nach Changzhou im April 2008 hatten wir anschließend einen kurzen Kunden-
besuch geplant und den Rückflug von Peking aus gebucht. Der Besuch fiel leider aus und ich nutzte die
Gelegenheit meine ersten Eindrücke von dieser Stadt zu sammeln.
Die Stadt Peking (Beijing = nördliche Hauptstadt) ist die Hauptstadt und politisches Zentrum von China und
hat eine über 3000-jährige Geschichte. 21,5 Mio Einwohner leben im Großraum der Stadt auf einer Fläche
von rund 16.800km². Das entspricht ungefähr der Fläche Thüringens oder der Steiermark. Sehenswert sind
vor allem der Tiananmen-Platz (Platz des Tors des himmlischen Friedens), die Verbotene Stadt, der ehe-
malige Kaiserpalast, der alte und neue Sommerpalast, der Himmelstempel, Lamatempel und der Konfu-
ziustempel.
Im Gebiet der heutigen Stadt Peking lebten schon vor 500.000 bis 230.000
Jahren Vertreter des Homo erectus (Sinanthropus pekinensis, Peking-
Mensch), deren Überreste in den 1920er und 1930er Jahren in Zhoukou-
dian, 50 Kilometer südwestlich der heutigen Stadt, entdeckt wurden.
Bereits 1000 v.Chr., in der Zeit der Westlichen Zhou-Dynastie (1121 bis 770 v.Chr.), wurde die Stadt ur-
kundlich erwähnt. Damals hieß sie noch Ji (=Schilf). 1408 erbaute der Kaiser JongLe die Stadt neu und gab
ihr den Namen Beijing. Aus dieser Zeit stammen auch die Verbotene Stadt und der Himmelstempel.
Ich hatte mich nach einigen Recherchen entschieden, diesen Tag lieber dem neu-
en Sommerpalast (Yiheyuan) zu widmen und die Verbotene Stadt ein anderes
Mal zu besuchen. Dieser gehört zu den schönsten Parkanlagen der Stadt. Die
3,02km² große Anlage wurde von Kaiser QianLong in den Jahren 1751 bis 1764
errichtet.
Auf dem Gelände befand sich vorher der Garten des Goldenen Wassers. Der Sommerpalast diente dem
Kaiserhof als Aufenthaltsort während der feucht-heißen Sommermonate. Die Gebäude zählen zu den
Meisterwerken chinesischer Architektur, der ausgedehnte Park zu den schönsten chinesischen Land-
schaftsgärten.
Im Zuge des 2. Opiumkrieges wurde er am 17. und 18. Oktober 1860 zerstört und später auf Initiative der
Kaiserinwitwe Cixi und des Chefs der kaiserlichen Marine, Prinz Yi Xuan in den Jahren 1885-1895 wieder
aufgebaut. Finanziert wurde das Projekt auch durch den Abzweig von Geldern, die für den Flottenausbau
bestimmt waren - woran heute noch das Marmorboot erinnert. Während des Boxer-Aufstandes wurde der
Palast um 1900 noch einmal zerstört und danach wieder neu aufgebaut.
Seit 1924 ist der Park für Besucher geöffnet und zählt heute zu den be-
liebtesten Sehenswürdigkeiten Pekings. Mit einem sogenannten "All
Through"-Ticket für nur 60.- Yuan (Umgerechnet ca. 6,- Euro) braucht
man keinen extra Eintritt für weitere Gebäude zu bezahlen.
Nach dem Betreten des Palastes durch das Osttor steht man auch schon vor der beeindruckenden ‘Hall of
Benevolence and Longevity’ (Renshou Dian, oder die Halle des Wohlwollens und der Langlebigkeit). Hier
empfing Kaiser GuangXu Besuche ausländischer Diplomaten, wobei er aber von der hinter einem Wand-
schirm versteckten Kaiserinwitwe Cixi überwacht wurde.
Die sehr liebevoll und kunstvoll restaurierten Bemalungen leuchten in
kräftigen Farben und bieten immer wieder neue Details.
Die Arbeiten sind noch lange nicht abgeschlossen, an vielen Gebäuden
kann man die Malereien und Bilder nur noch erahnen.
Der Drache ist in der chinesischen Mythologie das wichtigste und edelste der himmlischen Wesen. Er
symbolisiert Energie, Vitalität, Reinheit, Intelligenz, Wohlstand, Glück und Gesundheit.
Die chinesische Kalligraphie ist eine Kunstrichtung, die in engem Zusammenhang mit der chinesischen
Malerei steht. Viele berühmte Kalligraphen waren auch bedeutende Maler. Im Sommerpalast konnte ich
einige Künstler bei Ihrer Arbeit sehen. "Gemalt" wird mit Wasser, das aus einer Flasche am Hand-Ende des
dicken Pinsels zugeführt wird. Eine vergängliche Kunst, schön anzusehen ohne dabei etwas dauerhaft zu
verunstalten.
Der ‘Heralding Spring Pavilion‘ (Zhichun Ting) ist auf einer kleinen Insel
des Kunming-Sees zu finden. Von hier aus hat man eine vorzügliche Aus-
sicht in die Umgebung und kann die Schönheit des Frühlings sehr gut
genießen.
Nach dem Durchschreiten des Wenchang-Tores gelangt man zu der Wenchang-Galerie. In den sechs
Hallen sieht man hier viele bis zu 3500 Jahre alte Artefakte von den Shang- und Zhou-Dynastien bis zum
Ende der Qing-Dynastie 1911.
Die Ausstellungsstücke umfassen Bilder, Malereien, Bronzegegenstände, Porzellan, Möbel, alte Bücher
und Schriften, Uhren, Juwelen und vieles mehr. Die Gegenstände sind Handwerkskunst aus allen Materiali-
en wie Gold, Silber, Elfenbein, Bambus, Horn, Holz und Lack.
Mir sind eine Lokomotive und ein Schiff aus Blech und Silber mit einem Ther-
mometer, Barometer und einer Uhr in Erinnerung, welche jeweils als Geschen-
ke europäischer Botschafter in den Besitz der kaiserlichen Familie kamen.
Auch wunderschöne Stühle, Tische, Kommoden, Kästchen, Schatullen und
Schränke aus lackiertem edlem Holz, reich verziert mit Schnitzarbeiten haben
mich sehr interessiert.
Weiter nach Süden kommt man zum Bronze-Ochsen, dem ‘Spacious Pavilion’ und zu der einzigartigen
‘Siebzehn-Bogen-Brücke’. Hier kann man auch eine Fahrt mit dem Schiff über den See unternehmen.
Der Bronze-Ochse wurde 1755 gegossen, als Kaiser QianLong den Pa-
last erweiterte. Auf seinem Rücken ist ein 80 Zeichen langes Gedicht zu
lesen, das der Kaiser zum Schutz vor Überschwemmungen geschrieben
haben soll. Der Ochse war schon seit jeher ein Symbol zum Schutz vor
Hochwasser.
Der ‘Spacious Pavilion’ (Kuoru Ting) ist mit einer Grundfläche von 130m² der größte Pavillon seiner Art.
Als der Sommerpalast noch keine Mauern hatte, konnte man von hier aus sehr weit in alle Richtungen sehen.
Das achteckige Gebäude mit den zwei Dächern wurde auch als "Pavillon der acht Dimensionen" bezeich-
net.
Die ‘Siebzehn-Bogen-Brücke’ ist 150m lang und ist die längste Brücke in
einem chinesischen Garten. 1750 errichtet, verbindet sie das Festland mit
der South Lake Insel.
Über 540 steinerne Löwen aus weißem Marmor zieren das Geländer der
Brücke. An beiden Enden sieht man seltsame Wesen aus Stein die ähnlich
wie Löwen aussehen.
Über die ‘XiuYi-Brücke’ gelangt man schließlich auf den ‘West Causeway’, eine Kette länglicher schmaler
Inseln mit Parks, Brücken und Pavillons. Der Spazierweg ist dem ‘Su-Causeway’ in der Stadt Hangzhou
nachgebildet.
Diese künstlich angelegte Landschaft weist alle Elemente der chinesischen
Gartenarchitektur auf: Wasser, Felsen und Pflanzen.
Den größten Teil des Wassers macht der Kunming-See aus, der zwar nur rund zwei Meter tief ist, aber dafür
die weite Horizontale bildet, das yin-Element, das auch das Weibliche symbolisiert.
Der Berg, am Ufer aufragende Felsen und Pavillons bilden dagegen das kontrastierende yang-Element,
das Männliche. Nur in der Synthese aus beiden Elementen, der perfekten Harmonie, entsteht ein befriedig-
endes Ganzes.
Auch die Pflanzen stehen nicht zufällig in einem chinesischen Garten, son-
dern werden gezielt ausgewählt und in einem bestimmten Rhythmus
positioniert, damit ein Bild entsteht.
Dieses bleibt in der Grundstruktur zwar gleich, verändert sich aber dennoch
das ganze Jahr über, da die Pflanzen auch nach deren Blüte- und Frucht-
zeiten sorgfältig arrangiert werden.
Über die ‘Willow-Bridge’ (Liu Qiao, Weidenbrücke) gelangt man zum ‘Pavilion of Bright Scenery’ (Jingming
Lou, Pavillon der prächtigen Aussicht).
Der einstöckige ‘Pavilion of Bright Scenery’ ist eine Imitation des ‘YueGang Pavillons’ in der Hunan-
Provinz.
Dei Mischung aus Weiden und Pfirsichbäumen ergibt besonders zu Frühlingsbeginn eine harmo-nische
Farbenpracht, welche man von hier aus besonders gut genießen kann.
Auch die Silk-Bridge (Lian Qiao, oder Seidenbrücke) ist mit vielen wunderschön-
en Malereien verziert. Die schöne Aussicht verlockte zu einer kleinen Rast.
Diese Idee hatten auch schon einige andere Besucher, die hier gemütlich ihr Es-
sen verzehrten oder ein erholsames Schläfchen hielten.
Weiter ging es zur Mirror-Bridge (Jing Qiao, Spiegelbrücke), über die Jade Belt Bridge (Yudai Qiao, Jade-
band-Brücke). Die Jadeband-Brücke verbindet den Kunming See mit dem Fluss Yu.
Über die Lake-Dividing Brücke (Jiehu Qiao)und die Banbi-Brücke (oder die Stone Bridge) gelangt man
dann an den Bootshäusern vorbei zum Gate Tower of Cloud Retaining Eaves (Suyunyan Chengguan, Tor-
turm der wolkenabweisenden Dachvorsprünge).
Dann ist es nicht mehr weit zur Bridge of Banana Plant, die an ihren Auf-
gängen sehr schöne Torbögen hat. Der seltsame Name stammt aus dem
"Book of Songs", wo eine Zeile lautet: "Banana-plants are randomly afloat,
I will have to pick them up here and there". Auf diese Weise sind auch die
Namen der anderen Brücken entstanden.
Das Marmorboot (Qingyan Fang), auch "Clear and Peaceful Boat" genannt, wurde 1755 unter dem Kaiser
QianLong aus großen Felsen gemeißelt. Kaiserin-Witwe Cixi finanzierte 1885-1895 die Renovierung mit Gel-
dern, die für die Kriegsmarine bestimmt waren, so aber sicher sinnvoller eingesetzt wurden.
Am Ufer des Kunming-Sees entlang ist der insgesamt 728m lange Wandelgang
(Chang Lang, Long Corridor) im Jahr 1749 errichtet worden. Er besteht aus 273
verbundenen Säulenpaaren und mehreren Pavillons, eine einzigartige Kombi-
nation aus überdachtem Weg und Kunstgalerie, dessen Architrave von mehr
als 8000 Bilder geschmückt sind.
Diese zeigen geschichtliche und mythologische Szenen, Vogel-, Landschafts-, oder Blumenmotive. Vier
Pavillons, der "Mesmerizing Scenery", "Harmonizing with the Lake", "Autumn Water" und der "Clear
and Carefree- Pavilion", mit achteckiger Struktur und doppeltem Dachvorsprung wurden in regelmäßigen
Abständen in den Gang eingefügt.
Der Wandelgang erstreckt sich zu beiden Seiten der Hall of Dispelling
Clouds (Paiyun Dian, oder die Wolkenzerstreuende Halle).
Davor am Ufer des Sees steht auch das Gate of Dispelling Clouds, von
dem aus man den Tower of the Fragrance of the Buddha (Foxiang Ge,
Turm des Wohlgeruchs Buddhas) auf dem Longevity Hill (Wanshou Shan,
Hügel der Langlebigkeit) sehen kann.
Auch hier sieht man mit welcher Liebe zum Detail die kunstvollen Bilder und Muster wieder renoviert wurd-
en. In einer Linie mit der Hall of Dispelling Clouds kommt man durch das Second Palace Gate in diesen eher
stillen Innenhof. Nur wenige Touristen verirren sich hierher. Ich genoss den Ausblick auf den fast 60m hohen
Longevity Hill. Dieser wurde vom Aushubmaterial bei der Vergrößerung des Palastgartens gebildet.
Auf halber Höhe des Hügels kann man die Revolving Archives (Zhuanlun Zang) auf der östlichen Seite und
den Bronze-Pavilion auf der westlichen Seite sehen. Obwohl der "Berg" von unten doch recht hoch aus-
sieht, erreicht man den "Gipfel" nach ein wenig Treppensteigen ziemlich schnell.
Der Tower of the Fragrance of the Buddha wurde unter Kaiser QianLong
gebaut und von den Anglo-Französischen Truppen im Jahre 1860 nieder-
gebrannt. Von 1875-1908, während der Herrschaft Kaiser GuangXu wurde
das Gebäude wieder originalgetreu aufgebaut.
Der achteckige Turm mit drei Stockwerken und seinen vier Dachvorsprüngen ist etwas über 36m hoch
und steht auf einem ca. 20m hohen Steinfundament. Eine vergoldete Bronzestatue des tausendhändigen
Guanshiyin Buddha steht im Inneren. Die fünf Meter hohe Figur wurde während der Regierungszeit des
Kaisers WanLi in der Ming-Dynastie (Ende 16.Jh. bis Anfang 17.Jh.) gegossen.
In einer Linie mit dem Gate of Dispelling Clouds, der Hall of Dispelling Clouds, der
Hall of Moral Glory und dem Tower of the Fragrance of the Buddha steht auf
dem höchsten Punkt der Sea of Wisdom Temple (Zhihui Hai, Tempel des Sees
der Weisheit) und der Realm of Popular Fragrance (Zhongxiang Jie, Reich der
beliebten Düfte).
Dahinter mit ziemlich smog-getrübter Aussicht auf Peking, findet man die Four Great Regions (Sida
Buzhou, die vier großartigen Regionen), eine Gruppe buddhistischer Gebäude im tibetanischen Stil.
Sie heißen Jambudvipa, Uttarakara, Purvavidewa, und Aparagodahiya. Diese wurden nach der
Zerstörung im Jahre 1860 erst wieder 1980 neu aufgebaut und sind heute schon wieder in einem ziemlich
schlechten Zustand. An einigen Details lässt sich die ehemalige Pracht dieser Kunstwerke noch erahnen.
Nach einem ausgedehnten Spaziergang durch die Parkanlage kam ich wieder in den Bereich des Ost-Ein-
gangstores, wo sich auch der Garden of Virtue and Harmony (Dehe Yuan, Garten der Harmonie und des
Vergnügens) befindet.
Dieses Theatergebäude wurde 1892 gebaut und hat drei Etagen, auf den-
en gleichzeitig gespielt werden kann. Die Stockwerke sind mit Falltüren
verbunden, durch die ein Darsteller erscheinen oder verschwinden kann.
Mit einer Seilwinde können die Schauspieler, Requisiten und Kulissen auf
und ab bewegt werden.
Ein tiefer Brunnen und fünf Wasserbecken verbessern die Akustik und
liefern Wasser für spezielle Effekte.
In Ausstellungsräumen sieht man nationale Schätze Chinas und Gegenstände des täglichen Gebrauchs
von Kaiserin-Witwe Cixi. Unter anderem das erste nach China importierte Auto, einen Benz-Oldtimer
(Zweite Generation aus 1898).
Auf meinem Weg zu der Suzhou-Street fand ich dann auch die Hall of Serenity
(Danning Tang, Halle der Gelassenheit), welche erst 1996 wieder originalgetreu
aufgebaut worden war. Hier kann man wertvolle und sehr schöne antike Möbel
bewundern.
In der Suzhou-Street (Suzhou Jie) findet man über 60 Geschäfte, unter anderem ein Teehaus, Restaurant,
eine Bank, eine Apotheke, einen Juwelier, und viele mehr. Die Einkaufsstraße ist ungefähr 300m lang und
entstand bereits während der Han-Dynastie (206 v.Chr. - 220 n.Chr).
Sie ist ein Nachbau der Marktstraße in Suzhou und diente der kaiserlich-
en Familie als Illusion des täglichen Lebens der einfachen Menschen,
denn es war ihnen nicht gestattet, sich unter das Volk zu mischen. Für den
Besuch der Adeligen spielten die Eunuchen Händler und Kunden, um
eine florierende Geschäfts-Szenerie zu zeigen.
Es ist sehr interessant durch die Marktstraße zu bummeln. Allerdings hat man hier mit Englisch doch einige
Schwierigkeiten, weil die meisten Händler nur Chinesisch sprechen.
Die Gehwege vor den Geschäften sind teilweise recht schmal und es gibt zum
Wasser hin kein Geländer, sodass man im Gedränge leicht ins Wasser fallen
könnte. Doch da scheint es bislang keine Unfälle gegeben zu haben und man
findet immer eine Möglichkeit auszuweichen.
Die Gebäude und Geschäfte sind mit den klassischen chinesischen Möbeln eingerichtet und auch die Ver-
käufer tragen die traditionellen Kleider der Qing-Dynastie. So könnte man meinen, dass man sich im
19.Jh. in einer Straße in Südchina befände.
Lokale Uhrzeit:
Anmerkung: Bedingt durch den Zustand der Originalfotos - sofern diese noch vorhanden waren - sind die Fotos
gelegentlich nicht immer von optimaler Qualität und nur in der vorhandenen Größe verfügbar.