Im August 2009 unternahm ich im Zuge meines Aufenthaltes in St. Petersburg einige Ausflüge zu verschie-denen Sommerresidenzen der Zaren in der näheren Umgebung der Stadt. GatschinaEiner der Ausflüge führte mich in das nicht weit von der Stadt entfernt gelegene Gatschina, wo sich ein über-raschend schlichter, aber dennoch beeindruckend großerPalast und ein sehr weitläufiger Park befinden. Die Stadt Gatschina liegt in einer reizvollen Landschaft, etwa 45km süd-westlich von Sankt Petersburg. Grigorij G. Orlow, einer der Geliebten Katharinas der Großen, ließ 1766hier einen Palasterrichten und auch einen ausgedehnten Landschafts-garten anlegen. Nach Orlows Tod schenkte die Zarin das Anwesen ihrem Sohn Paul I. Nach dessen Ermordung 1801verwaisten Schloss und Park.Mitte des 19.Jh. nutzte die Zarenfamilie das Schloss wieder als Jagdschloss. Während der Besetzung Gatchinas im zweiten Weltkriegbrannte das Schloss aus und der Garten wurde verwüstet. So schlicht der Palast von aussen wirkt, so prunkvoll ist sein Inneres. Eine Sammlung kostbarer Möbel und eine schöne Porzellansammmlung kann man auch besichtigen.PeterhofEin weiterer, wesentlich besser bekannter und von entsprechend vielen Touristen besuchter Sommerpa-last liegt nicht weit vom Stadtzentrum St. Petersburgs in Peterhof. Am Newa-Ufer gleich beim Winterpalastbefinden sich die Fahrkartenschalter und Anlegestelle der Tragflügelboote, mit denen man in ca. 30 Minu-ten direkt zum Park-Eingang gebracht wird.Gleich bei der Ankunft am Pier, wo die Boote anlegen, durfte ich eine Ein-trittskarte für den Park desSchlosses Peterhof lösen. Dann folgte ich einfach den Touristen, welche ja auch zum Schloss wollten. Das ist ein entspannender Spaziergang entlang eines pfeilgeraden Stichkanals zur Ostsee. Das Wetter war leider recht unbeständig, regnerisch und sehr windig. Dennoch beeindruckt der barockePrachtbau mit den herrlichen Parkanlagen. Kurz nach der Gründung vonSt.Petersburg entstand hier ein kleines Landhaus, das Peter der Große in Auftrag gegeben hatte. Nach seinem Sieg über die Schweden1709 beschloss der Zar, hier ein ‘russisches Versailles’ zu errichten. Im Jahre 1714 wurde mit dem Bau begonnen und 1723 wurde Peterhof als Zarenresidenz eingeweiht. Danach wurden Schloss und Parkanlagen ständig erweitert und verschönert. Unter der Zarin Elisabeth I. kamen die Seitenflügel hinzu und die Innenräumewurden in barockem Stil gestaltet. Dem Landschaftsarchitekten Jean Baptiste Leblond verdankt Peterhof seine Gärten und die vielen Springbrunnen und Wasserfälle.Die Hauptattraktion von Peterhof ist ohne Zweifel die mächtigegoldene Kaskade vor dem Schloss. Mehr als 150 Fontänen und die vielen originellen Wasserspiele werden durch ein ausgeklügeltes Rohrsystemgespeist und funktionieren ausschließlich durch natürliches Gefälle. Der Seekanal verbindet in gerader Linie die goldene Kaskade mit der Ost-see. Da der Zar meist mit dem Schiff anreiste, bildete der 400m lange Kanal die Paradeeinfahrt zum Palast. Er stellt den architektonischen Mittelpunkt des gesamten Schloss- und Park-Ensembles dar.Zahlreiche vergoldete Bronzestatuen säumen die beiden Seiten der Kaskade und demonstrieren den zar-istischen Luxus. Um den Sieg bei Poltawa über die Schweden zu versinnbildlichen, entstand der prächtige Springbrunnen "Samson reißt dem Löwen den Rachen auf".Am Ende des linken Flügels befindet sich die Schlosskirche mit ihrer schönen Kuppel und den vier Türmchen in wunderschönem Barock. Auch diese entstand unter der Zarin Elisabeth I. im Zuge der Erweiterungen.Auch Peterhof wurde während des zweiten Weltkrieges weitgehend geplündert und zerstört. Unmittelbar nach Kriegsende begannen die Aufräumarbeiten und bereits im Sommer 1945 wurden Teile des unteren Gartens wieder für Besucher geöffnet. In jahrelanger Arbeit mussten die zerstörtenKunstwerke wieder re-stauriert werden, wobei das Geld immer wieder knapp wurde.Der Schlosspark besteht aus dem oberen und dem unterenGarten, wel-cher von der großen Kaskade und dem Kanal zur Ostsee dominiert wird. Der mit Bosketten, gestutzten Büschen und Bäumen, Rasenflächen und seinen vielen vergoldeten Statuen und Vasen dekorierte obere Park ist nach dem Vorbild eines typischen französischen Barockgartens gestal-tet. Im unteren Garten befinden sich viele kleinere Pavillons, schattige Boskette und Wasserspiele.Eine sehr ansprechende Marmor-Sitzgruppe lädt zwar zum Verweilen ein, ist aber für Besucher leider ge-sperrt. Ein Zaun schützt vor unbefugtem Zutritt. Im westlichen Teil des Parks vor dem Schlösschen Marly, welches als Gästehaus diente, kann man die Kaskade ‘goldener Berg’ bewundern. Drei Löwenköpfe speien Wasser, das über die von Statuen gesäumte Treppe in das Becken fließt.Das Pendant dazu im östlichen Park ist die Schachbrett-Kaskade. Hier sind es drei Drachen, welche das Wasser speien. Ihren heutigen Namen erhielt die Kaskade Mitte des 18.Jh. nachdem die Stufen im Schach-brett-Muster bemalt wurden. Die Treppen der Kaskade schmücken zehn Figuren aus antiken Mythen: Priesterin, Andromeda, Jupiter, Flora und Neptun auf der Ostseite und Pluto, Pomona, Vulkan, Adonis und Ceres auf der Westseite.In diesem Teil des Parks befindet sich auch das Schlösschen Monplaisir, welch-es der Zar wegen seiner Schlichtheit privat eher bevorzugte.Die Löwen-Kaskade aus grauem und rotemMarmor ähnelt einem römischen Tempel. Die zwei wasser-speienden Löwen-Skulpturen gaben dieser im Stil des Spätklassizismus errichteten Kaskade ihren Namen. Die 14 aus Granit und Marmor gemachten Säulen sind acht Meter hoch.Die Eremitage im westlichen Teil des Parks ist von einem Wassergrabenumgeben, der 2009 gerade renoviert wurde. Ursprünglich gab es in dem Schlösschenkeine Treppe. Die Gäste und der fertig gedeckte Tischwurden mit einer Zugvorrichtung in den ersten Stock befördert, wo man dann während des Essens unter sich war. Die schönen bunten Blumen und Brunnen in der weitläufigen Anlage sind immer wieder gute Motive für Fotografen. Entlang der gut gepflegten Alleen kann man oft schöne Statuen, kleinere Brunnen oder wie auf dem Bild schöne Säulen mit Vasen oder Büsten sehen.Die nördliche Begrenzung der großen Parkanlagen bildet die Ostseeküste. Von einem künstlichen Dammhat man einen schönen Blick über das Meer auf der einen Seite und dem Park auf der anderen.